Die Weihnachtsgeschichte

Zum christlichen Weihnachtsfest gehört auch die biblische Weihnachtsgeschichte. Vielen ist sie bekannt, wird sie doch in den heimischen Weihnachtsgottesdiensten traditionell vorgetragen. Wer aber kennt die Geschichte noch auf Plattdeutsch (Niederdeutsch), in der plattdeutschen Sprache, wie sie von vielen älteren Leuten in Dehnsen noch bis weit in die 1950er Jahre gesprochen wurde?

Viel Spaß beim Lesen wünscht
Gerhard Wulfes

Die Weihnachtsgeschichte nach Lukas, Plattdeutsch

Dä Geschichte von dä Geburt von iusen Herrn Jesus Christus, säa wie Lukas dat upeschroiwen harr.
„Un Froiden up dä Ierde forr alle Minschen!“
Un säa was dat tau dä Töit:
Kaiser Augustus harr dat Seggen un giw die Befehl ut, dat seck alle Minschen, dä in söin Röik waohnen, tellen un upschröiben laoten mötten.
Säa wat harr dat vördem noch nich gäven. Kyrenius wör tau dä Töit dä Stattholer in Syrien. Un alle leopen sei hen, um seck in dä Listen inschröiben tau laoten, jeder dor waor hei op dä Welt ekumet was.
Säa lop ock Josef von Galiläa in dä Stadt Nazareth nao Judäa, nao David söine Hoimatstadt – dä Bethlehem hett – hei hörde ja tau David söine Familie. Un hei woll seck inschröiben laoten mie Maria , dä üm anetruut was un sä sall Mudder weirn.
Un dann was dat nu säa:
Asse daor nu ankumen wörn, was ett an dä Töit dat sei ühr ierste Kinne kröigen sall. Un se kröig nen Jungen, ühr ierste Kinne, un se wickelte et in Düker un leigt dat Kinne in en Krippen; se harren aonners köine Stäe funnen, waor se unnerkaomen könnt.

Un daor in dä glöike Gägend, waokten dä Nacht öwer Schäpers buten uppen Felde böi ühre Schaope. Un upmaol kummt en von Gott söin Engel un treed vör se hen. Un dä Herrn söine Klaarhöit strahl um serüm, un se kröigen en`n greoten Schreck.
Un dä Engel seggt tau dä Schäpers:
„Föircht jöick nich! Höört tau! Ek brenge jöick en giute Botschaft, en greote Fruide!“
Düsse greote Fruide, dä is edacht för alle Minschen up dä Ierde. För jöick is huite in David söine Stadt dä Heiland up dä Welt ekumet, dä ja alle fröi maken will. Dat is Christus, dä Herr! Un dat sall dat Töiken forr jöick söin:
„Joi weerd öin Kind finnen, in Däuker wickelt un dat leigt in en Krippen!“ Da kumet daor noch maihr Engel, dat ganze Himmelsheer was boi dä Engel. Dä löövten Gott, un se sungen: „Ehr forr Gott in dä Hööchte! Un Fröiden up dä Ierde forr alle Minschen. Mit dä moint HEI dat giut!“
Un dann was dat säa:
As dä Engel wier in´n Himmel verschwunnen wörn, do segget dä Schäpers täananner:
„Laot us nao Bethlehem henleopen un naseihn, wat passeert is, worvon dä Engel us vertellt hebbebt.“
Un denn leopen se, säa giut as se man kunnen. Un et duuerte nich lange un sei wörn daor un fünnen Maria un Josef un dät Kind, wat daor in de Krippen leigt.
Un as sä dat nu seihn harn, vertellden sä öwerall, wat ühne aower dat Kind seggt worn was. Un alle, dä daorvon ehürt harrn, wunnerden seck ower dat, watühne dä Schäpers doar vertellten.
Un Maria markde seck all düsse Wörder ganz genao un se laat se seck jümmer wedder döch`n Kopp gahn.
De Schäpers lopen weer terügge na ehr Veih, da löövten un pröisen se Gott forr all dat, wat se seihn un ehürt harrn. Dat wör just so passeiert, as dä Engel dat aneseggt harr.

Die Weihnachtsgeschichte nach Lukas, Hochdeutsch

Die Geschichte von der Geburt unseres Herrn Jesus Christus, so wie Lukas das aufgeschrieben hat.
„Und Frieden auf der Erde für alle Menschen!“
Und so war das zu der Zeit:
Kaiser Augustus hatte das Sagen und gab den Befehl aus, dass sich alle Menschen , die in seinem Reich wohnen, zählen und aufschreiben lassen müssen.
So etwas hatte es vorher noch nicht gegeben. Kyrenius war zu der Zeit der Stadthalter in Syrien. Und alle gingen hin, um sich in die Listen einschreiben zu lassen, jeder da, wo er auf die Welt gekommen war.
So ging auch Josef von Galiläa aus der Stadt Nazareth nach Judäa, zur Heimatstadt Davids – die Bethlehem heißt – er gehörte ja zur Familie Davids. Und er wollte sich einschreiben lassen mit Maria, die ihm angetraut war und sie sollte Mutter werden.
Und dann war das nun so:
Als sie da nun angekommen waren, war es an der Zeit, das sie ihr erstes Kind kriegen sollte. Und sie kriegte einen Jungen, ihr erstes Kind, und sie wickelte es in Tücher und legt das Kind in eine Krippe; sie hatten woanders keine Stätte gefunden, wo sie unterkommen konnten.

Und da in der gleiche Gegend, wachten die Nacht über Schäfer draußen auf dem Felde bei ihren Schafen. Und auf einmal kommt einer von Gottes Engel und tritt vor sie hin. Und die Klarheit des Herrn strahlte um sie herum, und sie kriegten einen großen Schrecken.
Und der Engel sagte zu den Schäfern:
„Fürchtet euch nicht! Hört zu! Ich bringe euch eine gute Botschaft, eine große Freude!“ Diese große Freude, die ist gedacht für alle Menschen auf der Erde. Für euch ist heute in Davids Stadt der Heiland auf die Welt gekommen, der ja alle frei machen will.
Das ist Christus der Herr!
Und das soll das Zeichen für euch sein:
„Ihr werdet ein Kind finden, in Tücher gewickelt, und das liegt in einer Krippe!“ Da kamen daher noch mehr Engel, das ganze Himmelsheer war bei dem Engel. Da lobten sie Gott, und sie sangen:
„Ehre sei Gott im Himmel! Und Frieden auf der Erde für alle Menschen. Mit denen meint ER das gut!“
Und dann war das so:
Als die Engel wieder im Himmel verschwunden waren, da sagten die Schäfer zueinander:
„Lasst uns nach Bethlehem gehen und nachsehen, was passiert ist, wovon die Engel uns erzählt haben.“
Und dann liefen sie, so gut sie konnten und es dauerte nicht lange und sie waren da und fanden Maria und Josef und das Kind, was da in der Krippe lag.
Und als sie das nun gesehen hatten, erzählten sie überall, was ihnen über das Kind gesagt worden war. Und alle, die davon hörten, wunderten sich über das, was ihnen die Schäfer da erzählten.
Und Maria merkte sich alle diese Wörter ganz genau und ließ sie sich immer wieder durch den Kopf gehen.
Die Schäfer gingen wieder zurück zu ihrem Vieh, da lobten und priesen sie Gott für alles das, was sie gesehen und gehört hatten. Das war ebenso passiert, wie der Engel ihnen das vorausgesagt hatte.